Zeit aufzubrechen – Pfarrerin Barbara Lötzsch
Im August 2024 endet nach sechs Jahren meine Dienstzeit in Budapest. Gern war ich hier und habe mit vielen Menschen Gemeinde gebaut in dieser schönen Stadt. Ich durfte Große und Kleine begleiten, viele in der herausfordernden Übergangssituation im Ausland. Ich habe den Geschichten derer zugehört, für die dieses Land lange schon eine Heimat ist, wir haben nach Glauben gesucht und Gott gefeiert. Das waren gesegnete Jahre, auch für mich persönlich und meine Familie. Für meinen Mann Frank ist die Gemeinde ein Zuhause geworden. Mit Energie und langem Atem hat er die Männerrunde geprägt und damit so manche Kontakte ermöglicht. Unsere jüngste Tochter Annegret hat hier die Schule abgeschlossen und ist zurück nach Deutschland gegangen. Die Wand im Gemeindesaal ist leuchtet bunt aus ihrer Zeit mit der malfreudigen Jugendgruppe.
Besonders fasziniert hat mich die Vielfältigkeit der Auslandsarbeit: Gottesdienste, Gemeindegruppen, Schularbeit und die vielen Kontakte im Netz der deutschsprachigen Community. Wir haben mit Sozialpartnern tiny houses gebaut, ökumenische Jugendfahrten unternommen, mehrsprachige Gottesdienste gefeiert, Studierendentreffs in der Andrássy organisiert, Ausflüge unternommen, ökumenische Friedensgebete etabliert, sind mit dem Martinspferd über die Burg gezogen und… - immer darin Gott, der uns trägt.
Ich danke allen, die mit ihrer Offenheit, Geduld und Neugier, mit Gesprächsbereitschaft und praktischer Unterstützung diesen Weg mitgegangen sind. Es hat mir nicht nur geholfen, für die Gemeinde zu sorgen, sondern auch diese wunderschöne Stadt zu erschließen, die Sprache zu lernen und genau hinzuhören, was Menschen hier brauchen.
Das letzte Jahr war dabei besonders herausfordernd: Unter den Bedingungen von Finanzkürzungen durch die EKD haben wir im Kirchgemeinderat und mit der ungarischen lutherischen Kirche gesucht und gerungen, wie die Gemeinde weiter ihre Aufgaben erfüllen kann. Wir haben gebetet und verhandelt, Unterstützung gesucht und manche Enttäuschung erlebt. Sehr dankbar bin ich für den guten Geist, in dem wir diesen schwierigen Weg mit dem Kirchgemeinderat und der Lutherischen Kirche Ungarns gehen konnten. Dennoch: Dieser Teil meines Dienstes fühlt sich unfertig an. Ich lege es den Geschwistern und Gott in die Hände.
Unser Weg wird uns nun nach Gera in Thüringen führen. Ich werde dort in der Gemeinde eine Pfarrstelle übernehmen. Für die Zeit in Budapest bin ich dankbar, sämtliche crémes Torten und das Licht auf der Donau werde ich vermissen und auf die Begegnungen, die vor mir liegen, bin ich sehr neugierig. Gott befohlen!
Ihre/Eure Barbara Lötzsch