Liebe Schwestern und Brüder,
jetzt heißt es, aus der Kraft der Auferstehung leben. Da ist es gut, zur Quelle zu gehen.
Hier der Ablauf für die persönliche Andacht:
Ich lege die Bibel bereit,
setze oder stelle mich sicher und gut hin,
zünde eine Kerze an und
atme tief aus und ein.
Ich lese langsam den Bibelabschnitt,
dazu den Impuls (oder auch nichts)
Dann schweige ich einige Minuten
und höre in mich hinein. (weil ich ein Mensch bin – und Gott ja Mensch geworden ist)
Ich schließe mit dem Vaterunser.
Gott kümmert sich um alles Weitere, sein Wort wirkt.
Wer mag, kann auch singen.
Für Mittwoch 14. Oktober
Liebe Schwestern und Brüder,
man kann ja wirklich nicht sagen, dass Corona sich erledigt hat, aber Alltag, wenn auch in veränderter Form, ist doch wieder eingekehrt. Die meisten von euch können Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen besuchen – und ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Zudem macht es die fortlaufende Bibellese mit Jeremia und seinen Drohungen nicht gerade leicht, Zuspruch zu finden. Deshalb: Gibt’s heute mit dem Bibelvers dieser Woche einen Schlusspunkt.
PROBE
Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. (die Schwestern auch) Gott und die Leute – sie sind für uns ChristInnen nicht zu trennen.
Das hat sich rumgesprochen: Eine Überzeugung, die nur das Herz und den Verstand, aber nicht die Hände und Füße bewegt, taugt nichts. Nicht immer kriegen wir die Umsetzung reibungslos hin, nicht immer schaffen wir es, die Großzügigkeit Gottes mit unserem Leben sichtbar werden zu lassen - aber wir haben doch verstanden, dass unser Glaube sich in der Art, mit unseren Mitmenschen zu leben, niederschlagen muss. Gilt das nun auch anders herum?: Meine Art zu leben, schlägt sie sich im Glauben, in Herz und Verstand nieder?
Wie prägt es meine Beziehung zu Gott, wenn ich:
Menschen einlade;
großzügig mit meinem Besitz umgehe;
nur die Aufgaben bedenke, die heute gefordert sind;
alle freundlich grüße, die mir über den Weg laufen;
Toleranz übe auch denen gegenüber, die mich nerven …
....und das als Ausdruck von Glauben verstehe.
Das auszuprobieren ist einen Versuch wert. Womit fange ich heute an?
Wer singen mag: 412 So jemand spricht, ich liebe Gott
Gott behüte euch/Sie! Herzlichst Barbara Lötzsch
Für Mittwoch 07. Oktober
Heute steht die fortlaufende Bibellesung beim Propheten Jeremia, Kapitel 3,21 - 4,4
BITTE WENDEN
In diesem Abschnitt werden harte Worte über andere Religionen laut. Eine solche Abgrenzung durch Verunglimpfung, wie Jeremia das hier tut, haben Glaubende nicht nötig. Ich meine, es reicht, beim Kernsatz dieser Zeilen zu bleiben: Siehe, wir kommen zu dir, denn du bist der Herr, unser Gott.
Denn das kenne ich, dass mich vieles und viele von meiner Lebensmitte Gott wegziehen können. Das geht manchmal schon vor dem Aufstehen am Morgen los, wenn meine Gedanken eine to-do-Liste formen. Da sind meine Vorsorge-Vorsicht, die vielen wichtigen oder vermeintlich wichtigen Aufgaben, meine Eitelkeit. Und jeden Morgen neu braucht es wenigtstens für kurze Zeit das Hinhören auf den Ruf Gottes: Kehr zurück! Erst dann können all das andere und die anderen, die im Laufe des Tages folgen, ihren angemessenen Platz finden. Diesem Hören auf Gottes Ruf räume ich heute eine Zeit und einen Ort ein.
Im Gebet antworte ich dann bewusst: Siehe, ich komme zu dir, mein Herr und mein Gott.
Wer singen mag: 453 Schon bricht des Tages Glanz hervor
Ich bitte dich, Herr, um die große Kraft, diesen kleinen Tag zu bestehen, um auf dem großen Wege zu dir einen kleinen Schritt weiterzugehen. E.Ginsberg
Für Mittwoch 30. September
Heute steht die fortlaufende Bibellesung im 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kap. 11, 16-33
MUTIG SCHEITERN
Die Niederlagen meines Lebens als das verstehen, was am meisten vorzeigbar ist? (Vs30) So etwas tut der Narr, der Clown, er spielt mit dem Scheitern – ich versuche normalerweise, es tunlichst zu vermeiden. Es ist mir peinlich, ich möchte lieber richtige Erfolge, ich schaue auf Zahlen, ich fange an zu vergleichen…Und was schon sonst ein schwieriges Unterfangen ist - derzeit sind handelsübliche Erfolge noch schwieriger: keine Leute, Firmen gehen ein, Menschen werden arbeitslos... Paulus nun bezeichnet sich selbst als Narr. Sein Leben sieht nach außen hin wenig vorzeigbar aus: unstet, Gefangenschaft, Schläge, Pläne zerplatzt – an keiner anderen Stelle erfahren wir so viel Persönliches von Paulus selbst. Paulus wird der krasse Widerspruch zu den geltenden Maßstäben für Erfolg durchaus selbst klar gewesen sein. Umso berührender empfinde ich sein Ringen, der eigenen immer wieder scheiternden Existenz Sinn abzugewinnen. Das tut er, indem er sein Leben in der Perspektive des Kreuzes deutet: Am Kreuz hing auch ein Narr; einer, der auf jegliche Demonstration von Macht verzichtet; einer, dessen Mission nach landläufiger Auffassung scheitert.
Auf diesen zu setzen heißt, Gottes Kraft zu vertrauen. So viel Machtlosigkeit kann man angesichts der herausfordernden persönlichen oder gesellschaftlichen Probleme für naiv halten. Allerdings: Das Kreuz Christi ist eine Torheit für alle, die sich auf sich selbst verlassen, für Glaubende ist es Gottes Kraft (1.Kor 1,18).
Ich merke: Mich auf solch unsicheren Boden begeben kann ich nur, wenn ich mehr als mir selbst vertraue. Die Kraft dafür erbitte ich für den heutigen Tag: In dem, was nicht gelingt, in dem, was schmerzt, in dem, was unwillkommene Grenzen sind: dort Gottes Kraft ist anwesend. Ich übe diese Haltung ein.
Wer singen mag: 362 Eine feste Burg
Für Mittwoch 23. September
Heute steht die fortlaufende Bibellesung im 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kap. 8, 10-15 (16-24)
FÜR MEINE KIRCHE HAB ICH WAS ÜBRIG
Jetzt geht’s um Geld. Und wenn es in der Kirche ums Geld geht, wird es ungemütlich direkt: Wieviel gebe ich? (ähem: Was ist denn so der Durchschnitt?) Was hat mein Glaube mit meiner finanziellen Unterstützung für Kirche zu tun? Oder empört: Ja, was machen die denn bloß mit all dem vielen Geld!?
Wieviel ist mir Kirche wert? – das ist, wir können es lesen, eine alte Frage. Im Abschnitt geht es um eine Geldsammlung für die Gemeinde in Jerusalem. Diese Gemeinde scheint zwar berühmt, aber arm zu sein. Paulus nun ermuntert die Korinther, ihre Unterstützungsabsicht nicht nur kundzutun, sondern auch sichtbar werden zu lassen. Offensichtlich war die Kollekte bisher eher mager ausgefallen. Und er hilft mit seiner Argumentation allen Unsicheren auf, die zögernd fragen: Wie viel ist angemssen?
Es geht nicht darum, sich arm zu spenden. Aber es geht auch nicht darum, darauf zu verweisen, wieviel Vermögen wir nicht haben (und die anderen doch, aber die gibts ja immer). Wozu dient unser Besitz und Vermögen? Paulus setzt auf Ausgleich zwischen denen, die viel und denen, die wenig haben. Besitz so einsetzen, dass alle leben könnnen – Kirche ist auch als Raum dafür gedacht, diese Solidarität zu üben. Das Netzwerk unter den Gemeinden diente von Anfang an nicht nur dem geistlichen Austausch, sondern auch der finanziellen Unterstützung. Ich habe 20 Jahre als Teil einer ostdeutschen Landeskirche von dieser Solidarität gelebt, wir als Auslandsgemeinde leben ebenso von der Bereitschaft, dass Menschen abgeben, sogar dann, wenn sie uns nicht persönlich kennen. Darüber staune ich: Unsere Arbeit in Ungarn ist möglich, weil Leute Glauben und Geld in großzügiger Weise zusammen bringen. Gott sei Dank!
Wer singen mag: 420 Brich mit den Hungrigen dein Brot
Für Mittwoch 16. September
Heute steht die fortlaufende Bibellesung im 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kap. 5, 1-10
SEUFZEN UND HANDELN
Ich wollte doch eingentlich – in diese Saison voll durchstarten, aber da macht sich Corona immer noch breit - seufz! Ich wollte doch eigentlich – mich mehr engagieren, aber jetzt beansprucht mich die Firma so sehr – seufz!
Irgendwas ist immer und wenn es an der einen Ecke besser wird, tut sich das nächste Problem auf. Man könnte ungeduldig werden mit dieser Welt und sich selbst. Paulus hatte auch genug Gründe zu seufzen und ungeduldig zu werden. Doch er stellt in Vs 6 schlicht fest: Solange wir leben, wird es das geben, was uns Schwierigkeiten macht: Menschen, Krankheiten, Umstände…. Noch und dringend sind wir auf die Hoffnung angewiesen, dass alles vollkommen wird. Allerdings: Ist alles vollkommen (auch der Rücken), dann sind wir tot - und in der himmlischen Heimat. Das ist sozusagen der Preis fürs Lebendig-Sein, wir müssen mit der Hütte, mit dem Vorläufigen und den halben Sachen klarkommen. (Das war mit dem Rauswurf aus dem Paradies damals auch schon klargestellt.) Und wie kommen wir klar mit dem, was ist?
Zwei Umgangsformen lese ich im Text:
Seufzen muss sein. Wir müssen aussprechen können, was uns belastet. Das Gebet ist dafür eine bewährte Form. ‚Zähne zusammen und durch‘ ist keine Strategie für lange Strecken, auch für Paulus nicht.
Und dann das zweite: ‚Wir setzen alle Ehre darein … Gott zu gefallen‘. So leben, wie Gott das möchte, das ist nicht gedacht für dann einmal, wenn es keine Sorgen mehr gibt und ich Kopf und Herz dafür frei habe. Es ist das, was wir jetzt tun können, in diesem konkreten Leben, in dem vieles zum Seufzen ist. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – Jesus hat diese Haltung in seiner Glaubenstradition vorgefunden und gibt sie weiter.
Ich probiere sie heute aus. Und wenn es nicht vollkommen wird – seufz! – und dann noch mal von vorn beginnen.
Wer singen mag: 445 Gott des Himmels und der Erden
Für Mittwoch 09. September
Heute steht die fortlaufende Bibellesung im 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kap. 2, 1-11
MEINE DEINE UNSERE
Es hat Streit gegeben. Und wie so oft sind hinterher alle irgendwie sauer, wütend - ‚traurig‘ heißt das hier. Weil wir aber nur die eine Seite (die Briefe des Paulus) kennen, bleibt der Rest eher undurchsichtig. Soviel lässt sich erkennen: Es gab Vorwürfe aus der Gemeinde gegen Paulus, und um die Situation zu befrieden, verschiebt dieser den geplanten Besuch in Korinth. Über die Konfliktlösungsstrategie lässt sich sicher reden. Klug finde ich, dass Paulus Traurigkeit intensiv kommuniziert. Streit belastet, das wissen wir alle. Er kann mich tagelang beschäftigen, ich argumentiere innerlich weiter, auch wenn der Schauplatz längst verlassen ist, er erschöpft mich. Das alles steckt in ‚Traurigkeit‘ drin. Und ‚traurig‘, das hat Paulus erkannt, sind ja alle beteiligten Seiten. Nur in meinem Zorn meine ich, der/die andere sei obenauf und nicht tangiert. Ich kann davon ausgehen: Auch sie/er ist mitgenommen. Dieser umfassende Blick auf Gemeinschaft fordert mich heraus: Meine Freude und meine Trauer betreffen nicht nur mich. Sie gehen die Menschen an, mit denen ich lebe. Sie sind es wert, dass ich mich (mit)teile, weil ich Teil des Ganzen bin.
Wer singen mag: 419 Hilf, Herr meines Lebens
Für Mittwoch 02. September
Heute steht die fortlaufende Bibellesung bei Markus 10, 1-12
TUN
Einerseits: O weh, Ehevorschriften zur persönlichen Andacht! Andererseits: Habe ich die Brautpaare vor Augen, die sich trauen lassen. Immer frage ich, ob sie diesen Satz in ihrer Trau-Liturgie hören möchten: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Die allermeisten nicken in heiligem Ernst. Und sie meinen es ernst.
Jahrhundertelang haben Frauen und Männer mit dem Ehescheidungsverbot in schlimmen Beziehungen ausgehalten. Doch das Gebot als Zwang geht am Evangelium von der Liebe Gottes und unserer Lebenswirklichkeit mit gescheiterten Beziehungen vorbei. So wie alles daran vorbei geht, was als Gesetz und Zwang missverstanden wird.
Dass Männer sich nicht von ihrer Frau scheiden lassen dürfen, war zunächst als Schutz gedacht: Wohnrecht, Versorgung und Achtung innerhalb der Gemeinschaft blieben für die Frau gesichert. Scheidung hieß ansonsten sozialer Absturz. Dieser Schutz ist in unserer Gesellschaft nicht mehr nötig. Deshalb frage ich weniger nach dem Verbot, sondern mehr nach der Aufgabe, die daraus erwächst: Was ist ‚beziehungsweise‘ zu tun?
Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Offensichtlich ist Gott ein Fan von Beziehungen: Er schafft Menschen – sich zur Gesellschaft. Und er schafft dem Menschen menschliche Gesellschaft. Vom dauerhaften Alleinsein scheint Gott weniger zu halten. Gemeinschaft und Beziehung stehen von Anfang an unter Gottes Schutz und Segen. Daraus höre ich das Zutrauen: Du wirst und kannst sorgsam sämtliche Beziehungen als Gabe Gottes achten.
Gott selbst stärkt dich dazu. Diese Zusage nehme ich heute mit in alle meine Beziehungen, zu meinen Liebsten und Lieben.
Wer singen mag: 240 Du hast uns, Herr, in dir verbunden (und Gott kann viele verbinden)
Für Mittwoch 26. August
Heute steht die fortlaufende Bibellesung bei Markus 8, 34 - 9, 1
VOM VERLIEREN UND BEHALTEN
Wir verlieren viel: Brillen, Schlüssel, Zähne, Freund_innen, Gesundheit, zwischendurch den Humor, schließlich das Leben. Wen oder was genau in meinem Leben jetzt möchte ich eigentlich behalten? Meine Gesundheit? Meine Vor-Corona-Freiheiten? Meinen Lebensstandard? Liebe Menschen?…..? Das Elend ist: Nichts und niemanden davon kann ich sichern, festhalten, dauerhaft machen, so dass sie oder es mir gehören. Da kann ich mich noch so sehr mühen. Manchmal tut das sehr, sehr weh, wenn ich einen Teil meines Lebens verliere.
Will ich überhaupt ‚mein Leben um Christi willen verlieren?‘ Ich will ja keine Märtyrerin sein und auch nicht wegwerfen, was ich an Gutem erlebe.
Auf meinem Regal steht ein Ausschnitt der Ikone Auferstehung Christi. Christus sieht mich an – und ich ihn. Meine Augen werden von diesen Augen angezogen. Vielleicht verliere ich mein Leben so auf gute Art? Indem ich wegschaue von mir selbst, weg von dem, was ich meine sichern zu müssen – und schaue hin auf Christus, dahin immer zuerst. Dieser schaut mich sehr freundlich an. Aus diesem Blick empfange ich mein Leben. Nicht machen, sondern empfangen. So, wie es hier und heute ist. Vielleicht ist das das Geheimnis vom Verlieren und Behalten.
Wer singen mag: 403 Schönster Herr Jesu
Für Mittwoch 19. August
Heute steht die fortlaufende Bibellesung bei Markus 7, 31-37
NAHEKOMMEN
Alles das, was wir gerade nicht tun sollen, wendet damals die Situation zum Guten: Eine Menschenmenge kommt zusammen, Jesus fasst einen Fremden an und hantiert mit Spucke – zumindest letzteres ist auch jenseits von Corona reichlich gewöhnungsbedürtig für uns. Dann geben die Leute die Nachricht von der gelungenen Heilung weiter. Ohne Internet, aber in der persönlichen Begegnung. Das Evangelium so ansteckend wie Corona: Die Leute halten sich nicht an die Schweige-Regel – und so verbreitet es sich. Was wären wir froh, solch einen Reproduktionswert bei unserer Mission vorweisen zu können: Einer steckt wenigstens eine weitere mit der frohen Botschaft an!
Ich wollte am letzten Sonntag einen Gottesdienst zum Schuljahresbeginn mitfeiern. Doch die frohe Botschaft machte mich unendlich traurig. Die Hoffnungsband sang Kinder-Mutmachlieder vor. Weil tatsächlich einige mitbrummelten hinter ihrer Maske, wurde die Nicht-Sing-Aufforderung intensiviert. Die Pfarrerin blieb beim Segnen der Kinder auf Sicherheits-Distanz, dafür kam der Satz ‚Haltet Abstand!‘ mit dem größten Pathos rüber und auf die meisten Wiederholungen in ihrer Ansprache. Jesus nimmt kranke oder Menschen mit Einschränkungen ernst - und dann fasst er die Leute an. Was mache ich mit seinen Geschichten, in denen alles nach Berührung, Nähe und Begegnung schreit, in unserer Zeit, die Heil in Abstand sucht? Könnte es sein, dass Gesundheit mehr braucht als Nichtinfektion mit einem Virus? Und dass uns unsere biblischen Geschichten zuverlässig daran erinnern? Möchte - und kann - ich mich jetzt erinnern lassen?
Wer singen mag: 383 Herr, du hast mich angerührt
Gesegnete Sommertage wünscht euch/Ihnen
Pfarrerin Barbara Lötzsch
Für Mittwoch 27. Juli
Heute steht die fortlaufende Bibellesung beim Propheten Micha 7, 8-20 (ich konzentriere mich auf Vs 18ff)
PUTZEN LASSEN
Micha staunt: Gott arbeitet bei der Müllabfuhr! (Über die Tatsache, dass Müll ins Meer werfen heute kein so recht tragfähiges Bild für Schuldvergegung mehr ist, habe ich Ende Juni gepredigt. Ich hänge die Predigt an. Doch Bilder sind mehrdeutig, deshalb geht es heute so weiter:)
Micha ist in den vorangegangenen Kapiteln mit seinen Leuten hart ins Gericht gegangen. Ihre Bestechlichkeit, Raffgier und Gottvergessenheit hat er ihnen um die Ohren gehauen, alles im Auftrag Gottes. Weil das aber nie alles ist, was von Gott zu sagen ist, hört das Micha-Buch so nicht auf. Es endet mit Michas großem Staunen: ‚Wo ist solch ein Gott wie du….!‘ Micha erlebt etwas Wunderbares: Alles Belastende, alle Versäumnisse, aller Verrat, Gottesvergessenheit, Streit – eben alles, was sich aufgehäuft hat zwischen Gott und seinem Volk / zwischen mir und Gott – und was auch benannt werden muss und kann, das bleibt da nicht liegen, so dass ich ständig stolpern müsste. Gott selbst räumt es beiseite. Aufatmen können, wieder den Blick heben, sich einem anderen Menschen nach einem Streit wieder zuwenden, – wenn wir das erleben dürfen, wissen wir: Gott ist am Werk! Er räumt auf. Christlicher Glaube sagt: Es ist nicht meine Kraft, die solchen Neuanfang vermag – und ich muss sie auch keineswegs verzweifelt in mir suchen. Nur zulassen kann ich, dass sie wirkt. Das entlastet mich – nicht zu Untätigkeit, sondern zu immer wieder neuen Versuchen der Freundlichkeit, Fairness, Aufrichtigkeit… Weil ich ja vertrauen kann, dass Gott putzt. In diesem Sinn, will ich Gott heute aufräumen lassen – bei mir und mit mir.
Wer singen mag: 230 Schaffe in mir, Gott, ein reines Herze
Der Segen Gottes begleite euch!
Für Mittwoch 22. Juli
Heute steht die fortlaufende Bibellesung beim Propheten Micha 3, 1-12
Heute steht der biblische Vers für diese Woche vom 6. Sonntag nach Trinitatis im Mittelpunkt. Weil es so ein schöner Sonntag im Kirchenjahr ist, der an unsere Taufe erinnert. So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jes 43) Manche von uns können sich an ihre Taufe erinnern, andere nicht. Vielleicht gibt es ja Bilder oder eine Taufkerze? Das Fundament fürs Leben ist damals gelegt und bleibt: Die unzerstörbare Zusage Gottes, dass er auf meiner Seite steht. Ich kann dieses Versprechen vergessen, ich kann es missachten, mein Alltag oder das Leben kommen mir in die Quere, das kommt alles vor. Aber Gott gibt nicht auf, Gott gibt mich nicht auf. Wie eine zugrundeliegende Melodie geht dieser Satz mit. Er hat mein Leben bisher begleitet, er tut es heute, er wird es weiterhin tun: im Leben, im Sterben und darüber hinaus. Darum tue ich heute zweierlei: Ich lerne den Satz auswendig. (wenn ich ihn noch nicht kann) Ich achte heute (oder morgen) auf die Wasser meines Alltags: den See, die Dusche, den Regen…. – und jeder Tropfen erinnert mich: Ich bin getauft. Ich gehöre zu Gott.
Wer singen mag: EG 200 Ich bin getauft auf deinen Namen
Für Mittwoch 15. Juli
Heute steht die fortlaufende Bibellesung im 1. Königebuch 21, 1-116
EHRLICH
Was macht diese Geschichte eines Justizmordes und des Missbrauchs staatlicher Macht in der Bibel?
König Ahab will Land, mehr Land, vermutlich hat er schon mehr als genug, aber dieser Weinberg sticht ihm ins Auge. Immerhin erkennt er an: Das gehört schon einem anderen, Nabot. Und Nabot möchte nicht verkaufen, er beruft sich auf Traditionen: Es ist geerbtes Land. Ahab zieht sich schmollend zurück und lässt andere für sich die Hände schmutzig machen. Vermutlich war ihm klar, welche Wendung die Dinge nehmen würden, aber nicht er möchte dafür verantwortlich sein. So organisiert seine Frau den Justizmord. Am Ende ist Nabot tot, der Weinberg gehört Ahab, die Mächtigen haben gesiegt. Kein Einzelfall, sondern damals und heute brutale Praxis.
War es das? Nein, wir können dort nicht stehenbleiben mit der Lesung, die folgenden Verse gehören unbedingt dazu. Die Bibel erzählt nicht nur realistisch vom himmelschreienden Unrecht im Volk Gottes, sondern auch vom Widerstand dagegen. Diese Ehrlichkeit im Umgang mit der eigenen Geschichte rechne ich den AutorInnen hoch an. Diesmal ist der Prophet Elia die Stimme, die im Namen Gottes Unrecht als Unrecht benennt.
Es muss sie geben, die Menschen, die nicht einfach seufzen, dass der Lauf der Dinge halt immer so ist und man das nicht ändern könne. Es ist eine prophetische Aufgabe und bis heute ist sie z.T. lebensgefährlich: Unrecht benennen, an die Opfer erinnern, Gerechtigkeit einfordern. Kirche - und damit jedeR, die/der dazugehört - steht in dieser prophetischen Tradition. Ich bin ein Teil davon.
Wer singen mag: 430 Gib Frieden, Herr, gib Frieden
Der Segen Gottes komme über euch und bleibe bei euch!
Für Mittwoch 08. Juli
Heute steht die fortlaufende Bibellesung im 1. Königebuch 17, 7-16
UNGEBETENE GÄSTE
Elia kann nicht mehr. Die Königin Isebel hat ihn zum Hauptfeind erklärt und trachtet nach seinem Leben. Elia ist daran keineswegs unschuldig. 500 Priester des Gottes Baal hat er umbringen lassen im Namen des Gottes Israels. Andere Gepflogenheiten hin oder her – was kann ein Mensch Schlimmeres anrichten? Isebels Zorn verstehe ich.
Elia ist fertig. Er flieht, um zu sterben. Ich allerdings werde mit dieser Geschichte nicht fertig: So viel himmelschreiende Schuld vermeintlich im Namen Gottes? – Und doch lässt Gott diesen Schuldigen nicht. Er versorgt den Lebensmüden mit Essen, damit die Lebensgeister nicht vollends versiegen. Und als Elia zumindest wieder gehen kann, schickt Gott ihn zurück in die Gemeinschaft. Er geht zu zweien, die ebenfalls den Tod vor Augen haben. Eine merkwürdige Gemeinschaft. Drei Menschen am Tiefpunkt. Und doch werden die drei leben. Überleben wird in dem Moment möglich, als die Frau das Allerletzte hergibt, was sie noch im Leben hält: den Bodensatz von Mehl und Öl für diesen ungebetenen und unbekannten Gast. Daraus soll etwas werden? Gott verspricht dieser Gemeinschaft kein goldenes Zeitalter, keinen Topf mit überquellendem süßen Brei, aber Grundbedingungen zum Leben – auf die kann ich hoffen.
Wer ist mein ungebetener Gast? Welches Letzte bin ich bereit herzugeben? Oder bin ich die Schuldige, die eine Gemeinschaft zum Leben findet?
Wer singen mag: 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
Für Mittwoch 01. Juli
Heute steht die biblische Morgenlesung im Johannesevangelium, Kapitel 5, 1-16
GESUND?
Ein Mensch setzt sein Vertrauen in Jesus und wird gesund. Alle Evangelien erzählen solche Geschichten. Ich kenne sie und feue mich gern mit denen, denen Heilung widerfährt. Über einen Satz allerdings stolpere ich in dieser Geschichte: Lade in Zukunft keine Schuld auf dich, damit dir nicht etwa noch Schlimmeres geschieht. Was bitte kann denn schlimmer sein, als 38 Jahre in der Siechenabteilung der Stadt zuzubringen? Immer die Hoffnung auf Heilung vor Augen – aber ebenso regelmäßig viel zu langsam, um als erster in den Teich zu steigen. Und nur für den Ersten nach dem Engelbesuch ist Heilung garantiert. Als dieser Langzeitkranke nun endlich gesund ist, gibt Jesus ihm zu verstehen: Es gibt Schlimmeres als deine Krankheit! Ich halte die Luft an, wenn ich an Krankenseelsorge denke. Schaue ich genauer hin, stelle ich fest: Jesus sagt das nicht dem aktuell, sondern dem ehemals Kranken, der nun wieder einigermaßen durchscnittlich am Leben teilnehmen kann. Der wird sofort an seine Gemeinschaft verwiesen: Sündige nicht – d.h.: Sieh zu, dass du in guter Beziehung mit dir selbst, deinen Nächsten und Gott lebst. Diese Beziehungen, aus denen er als Kranker wohl heraus gefallen war oder sie zumindest teilweise nicht leben konnte, muss er nun wieder selbst aktiv pflegen. Das nicht zu tun, scheint in Jesu Augen schlimmer zu sein, als an einer Krankheit zu leiden. Wie fühlt sich das an, wenn ich diesen Blick und das Verständnis von Gesundheit auf mein Leben wende?
Wer singen mag: EG 365 Von Gott will ich nicht lassen
Selig sind die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit Gottes, denn sie sollen satt werden. (Mt 5,6)
Für Mittwoch 24. Juni
Heute steht die fortlaufende Bibellese im 1. Königebuch, 8, 54-66
HEILIGE ORTE?
Das Glanzstück Salomos Regierung ist gebaut, der Tempel wird mit großem Zeremoniell eingeweiht. Zwei Seiten lang ist das Einweihungsgebet! Salomo erinnert darin Gott, seinem Volk beizustehen, er listet konkrete Situationen auf. Gott wird hören - wenn die Leute denn an diesem Zentrum beten oder sich zumindest in Richtung Tempel wenden. Dabei weiß Salomo zu gut, dass weder Himmel noch Erde noch dieses Haus Gott fassen können, dass nichts die Gottesgegenwart garantiert. Dennoch kniet er dort am Altar.
Auch wir bauen Häuser für Gott, restaurieren sie, pflegen sie umsichtig. Gerade wird die Kapelle unserer Gemeinde aufwändig saniert. Natürlich können wir an allen Orten Gottesdienst feiern, Gott loben und uns stärken lassen, Gott wohnt überall. Wir sind es, die diese besonderen Orte des Auftankens brauchen. Immer wieder erzählen Menschen ihre Erinnerungen, die sie mit einer bestimmten Kirche oder Kapelle verbinden.
Es sind Orte, die uns helfen, herauszutreten aus dem Alltag. Sie helfen, dass wir unsere Seele sammeln können. Und sie helfen uns, uns neu auszurichten auf Gott hin – es geht um Stärkung und Orientierung. Salomo weiht den Tempel ein, indem er an die lange Geschichte Gottes mit seinem Volk erinnert. Sie vergewissern sich. Wir gehen üblicherweise an alte, geprägte Orte, dorthin, wo auch unsere Mütter und Väter im Glauben schon gebetet und Stärkung erfahren haben. Wir sind verankert in dieser Gemeinschaft.
Und so wie Salomo an Gottes gebote erinnert, hören wir jedesmal Gottesworte, Bibelworte. Sie sind unsere Chance, unser Leben neu auf Gott hin auszurichten.
Beim Gottesdienstbesuch am Sonntag (-;) hole ich mir beides noch einmal ins Bewustsein: Meine Vorfahren im Glauben haben schon hier gebetet. Ich lass mich ausrichten auf Gott hin.
Wer singen mag: 165 Gott ist gegenwärtig
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit uns allen!
Für Mittwoch 17. Juni
Heute steht die fortlaufende Bibellese im 1. Königebuch, 5, 1-14
WEISE?
Was hat soviel Protzgebaren mit Weisheit zu tun? Nach unserer Erfahrung korrelieren Gottesfurcht und Wohlstand keineswegs immer. Wenn Einflussreiche ihre Macht und Reichtum derart unübersehbar darstellen, stößt es bitter auf. Es dürfte bei Salomo nicht anders gewesen sein: Wessen Mangel ermöglichte den sagenhaften Überfluss auf Salomos Tisch?
Dennoch ist Salomos Weisheit legendär. Weisheit hat biblisch immer mit Anerkenntnis zu tun, angwiesen und ausgerichtet zu sein auf Gott und in dieser Ordnung den eigenen Platz anzunehmen und auszufüllen. Das scheint Salomo getan zu haben: Als König hat er für Frieden gesorgt: An den Außengrenzen und im Land. Wir erleben, dass Macht auch anders eingesetzt wird. Salomos Vorgänger David ist ein Beispiel dafür. Von Weisheit ist bei ihm nicht die Rede, auch nicht von allgemeiner Wohlfahrt.
Wir erleben: Das friedliche Auskommen miteinander ist die Grundlage dafür, dass Menschen sicher leben können, Wirtschaft und Kultur gedeihen. Auch unsere Kirchen und Gemeinden brauchen das.
Aus dieser Perspektive erscheint die im Neuen Testament oft wiederholte Bitte für die Regierenden (1.Tim 2; Röm 13) sehr sinnvoll. Ich nehme sie heute in mein Gebet auf, inklusive der Bitte um Fairness denen gegenüber, die den Reichtum erarbeiten.
Wer singen mag: 329 Bis hierher hat mich Gott gebracht
Für Mittwoch 10. Juni
heute steht ein ganzer Brief auf dem Programm, statt nur eines Ausschnittes. Der Philemonbrief ist der Vorschlag für die fortlaufende ökumenische Bibellese.
Nehmt ihn euch getrost vor, er ist nicht übermäßig lang.
NETZWERKEN
Hier wird genetzwerkt, was das Zeug hält. Paulus, der bekannte und respektierte Gemeindegründer, sitzt im Gefängnis. Er schickt den Sklaven Onesimus (‚der Nützliche‘) mit diesem Brief zurück zu Philemon, den er kennt. Philemon ist Sklavenbesitzer. Vermutlich war Onesimus geflohen und hatte eine Weile mit Paulus gelebt. Das ist das erste, worüber ich staune: In diesen Gemeinden kamen die krassen gesellschaftlichen Unterschiede miteinander aus. Und es ging nicht nur halbwegs gut, sondern erwies sich offenbar als immens attraktiv und missionarisch.
Weiter: Briefe galten in den ersten Gemeinden nie als Privatsache, sie waren immer auch für die gemeindliche Öffentlichkeit bestimmt. Was kann Philemon mit diesem Schreiben anderes tun, als Onesimus mindestens freundlich wieder aufzunehmen, wenn er sein Gesicht wahren will? Paulus argumentiert bewusst und geschickt mit Dankbarkeit und Bitte, christlicher Freiheit und Verantwortung. Ob er für Onesimus tatsächlich die Freilassung erbittet oder nur innerhalb der Gemeinde Standesunterschiede für Geschwister in Christus nicht mehr gelten lässt, ist in der Forschung umstritten. Es hängt wohl damit zusammen, wie wir Freiheit verstehen: Reicht uns Geschwisterlichkeit in unseren Gemeinden aus? Oder geht es um gesellschaftliche Konsequenzen? Egal wie, das Zweite ist: Es ist ein christliches Uranliegen, die Netzwerke zu nutzen, um sich ganz konkret dafür einzusetzen, dass Menschen leben können. Möglichkeiten dafür gibt es in allen Gemeinden.
Gott segne euch diesen Tag –mit einem wachen Herzen und offenen Händen.
Für Mittwoch 03. Juni
Heute steht die fortlaufende Bibellese im 2. Timotheusbrief, 3, 10-17
WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST
Zeiten ändern sich - Paulus schreibt von dem, was bleibt. Und von dem es lohnt, dran zu bleiben. Du kennst die heiligen Schriften von klein auf, schreibt er. (Und erwähnt ganz zu Anfang seine Briefes die Großmutter Lois. Großmütter und Glaubensweitergabe scheint schon damals ein Thema gewesen zu sein.) Ich habe die Glaubensgeschichten vielleicht später kennen gelernt. Ich habe eine Bibel. Es ist gut, das, was ich schon kenne, immer wieder vertiefend zu lesen. Die alten Geschichten und Sätze sind nicht zum Einmalgebrauch gemacht (im Sinne von Info), sondern für den Dauergebrauch. Auch für mich heute. Selbstverständlich hört mein Herz Großmüttergeschichten heute anders als vor 30 Jahren. Selbstverständlich hören wir Sätze in Krisenzeiten anders als in den sorgloseren. Immer wieder staune ich über die Weite, die sich in den biblischen Texten verbirgt. Sie fangen an zu leuchten, wenn ich ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenke.
Wenn ich heute bete, werde ich an die Menschen denken, die mir den Zugang zu diesem Reichtum ermöglicht haben. Es hilft mir zu vergegenwärtigen, dass Glaube nicht mit mir beginnt und endet. Es hilft mir zu Dankbarkeit und Demut.
Wer singen mag: 198 Herr, dein Wort, die edle Gabe
Für Mittwoch 27. Mai
Heute steht die fortlaufende Bibellese im 2. Timotheusbrief, 1, 1-12
NICHT FÜRCHTEN
Sätze für diese Tage: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Was ist der Grund für Paulus, trotz Anfeindungen, Gefangenschaft, bitteren Streits und Einschränkungen durch Krankheit derart leuchtende und hoffnungsstarke Sätze zu schreiben? Was kann mein Grund sein, in dieser langen Ausnahmezeit die Hoffnung nicht zu verlieren – und sie möglicherweise sogar weiterzutragen?
Christus Jesus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
Ich übe heute, mich nicht zu fürchten vor dem, was mich das Fürchten lehren will. Keine Nachrichten, keine neuen Vorschriften sollen größere Macht über mich haben als Christus, der dem Tod die Macht genommen hat. Das ist die Gute Nachricht für mich. Dieser will ich Raum geben. In der Macht Christi werde ich den Tag leben. Gott schenke mir seinen Geist dazu. (die Sätze auswendig zu lernen ist eine gute Möglichkeit, ihren Gehalt zu schmecken)
Wer singen mag: 446 Wach auf, mein Herz, und singe
Für Freitag 22. Mai
Heute steht die Morgenlesung bei Johannes 18, 33-38
WAHRHEIT LEBEN
Große Worte sind das in einer bedrängenden Situation. Leben oder Sterben – und darin die Suche nach Wahrheit. Was ist Wahrheit? Die Frage bleibt offen, Pilatus wendet sich ohne Antwort ab – und fällt mit dieser Abwendung heraus aus dem, was im Johannes-Evangelium mit Wahrheit gemeint ist. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, sagt Jesus. Und meint damit keinen abstrakten Maßstab. Wahrheit finde ich, indem ich mich diesem Jesus zuwende – dem Hirten folge, durch die Tür gehe, das Brot esse, am Weinstock bleibe– viele weitere Bilder verwendet Jesus für die intensive Beziehung. Das ist Glauben. Darin geht es nicht um richtig oder falsch, nicht um ‚etwas für wahr halten‘, sondern um eine enge Verbindung. Und in diesem Geschehen zwischen Christus und mir wird deutlich, was die Wirklichkeit meines Lebens ist: Wo bin ich gefangen? Wohin scheint das Licht Christi? Welche Freude und welchen Schmerz will ich ihm zeigen? Diese Wahrheit ist immer persönlich und konkret. Sie braucht meine wache Bereitschaft, in der Beziehung zu Christus zu bleiben, an den leichten Tagen und den schwierigen. Aus dieser Gegenwart will ich heute leben, nur heute.
Was mir helfen könnte, in dieser Verbindung zu bleiben: die alte Tradition des Herzensgebetes.
Immer mal wieder am Tag kurz anhalten und mit dem Ein- und Ausatmen verbinden:
Einatmen: Herr, Jesus Christus
Ausatmen: Erbarme dich (meiner) So nah wie der Atem ist Christus meinem Leben.
Dieser behüte euch!
Wer singen mag: 134 Komm, o komm, du Geist des Lebens
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt - und deinen Nächsten wie dich selbst.
Bleibt behütet!
Für Mittwoch 20. Mai
Heute steht die Morgenlesung bei Lukas 11, 1-4
ORA ET LABORA
Wir sind in der Woche vom Sonntag Rogate, ‚Betet!‘ Das Vaterunser ist diesem Sonntag als Evangelium zugeordnet. Und das kann ich nicht oft genug beten, Jesus hat es uns aufgetragen. Heute also wieder. Was mir auffällt: Als Jesus aufgehört hat zu beten, wendet er sich den Jünger*innen zu und lehrt sie. Reden mit Gott führt in die Hinwendung zum Nächsten. Tun erwächst aus dem Gebet. ‚Ora et labora‘, so wird es Benedikt von Nursia zugeschrieben. Eins ist ohne das andere nicht denk- und lebbar für Christ*innen. Es fehlte beiden sonst die Mitte, der Gehalt.
Darum tue ich heute zweierlei: Ich bete sehr (sehr, sehr) langsam und bewusst das Vaterunser - Wort für Wort ein Geschenk Jesu. Und aus diesem Gebet wende ich mich dann ebenso bewusst meinem Tun zu. Was halt ansteht: Unterrichten, Blumen gießen, Essen kochen, mit der Nachbarin schwatzen …. Ich vertraue: Das Gebet trägt mein Tun, mein Tun birgt das Gebet.
Wer singen mag: 644 (Bay/Thü) Selig seid ihr
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt - und deinen Nächsten wie dich selbst.
Bleibt behütet!
Für Freitag 15. Mai
Heute steht die Lesung bei Lukas 22, 39-46
MITNEHMEN
Schon wieder Getsemane. Dieser Text gehört zum Gründonnerstag.Ich spüre meinen Widerwillen, zu dieser Schwere zurückzukehren. Ich will sie hinter mir lassen. Mehr Licht, mehr Dur, mehr Fröhlichkeit bitte. Ostern liegt doch hinter uns, Corona nimmts auch nicht mehr so schwer – es zieht mich mit aller Macht ins Weite. Doch diese Geschichte hält mich bei dem, was mir - oder anderen - schwer fällt. Warum? Ich sehe genauer hin – und nehme den Engel wahr. Der Engel kommt und stärkt Jesus. Stärkung durch Engel kenne ich. Sie ließen mich weitergehen, wenn’s schwierig oder unklar war.
Ich stelle mir jetzt die Engel vor, die schon an meiner Seite standen. Ich spüre ihrer Stärkung nach. Jesus kann mit dieser Engels-Stärkung weitergehen. Er nimmt mit und an, was schwer ist und geht mitten durch. Und es wird verwandelt und wird sein Sterben und Leben uns zum Heil. Vielleicht holt mich deshalb die Geschichte heute zurück zu meinen Wunden und Schmerzen, zu dem, was mühsam und Angst ist. Weil das ja alles immer noch da ist. Ich muss es nicht verdrängen, sondern kann es mitnehmen in dieser Osterzeit. Mit der Kraft des Engels kann ich es tragen. Und verwandeln lassen. Nur so wird es mein Leben.
Wer singen mag: Ein Osterlied wäre sicher gut EG 105 Erstanden ist der heilig Christ
Für Mittwoch 14. Mai
Heute steht die Lesung bei Röm 15, 14-21
NETZ STABIL
Paulus fischt nicht in fremden Gewässern: Da, wo christliche Gemeinden schon existierten, maßt er sich nicht an, neue aufzubauen. Er gündete dort Gemeinden, wo man von Jesus noch nichts gehört hatte. Wenn er jetzt nach Rom schreibt, ist das etwas anderes: Diese Gemeinde gehört nicht zu seinen Gründungen, besuchen will er sie trotzdem. Dabei erkennt er ausdrücklich an, wie gut diese Gemeinde miteinander lebt und arbeitet. Die vereinzelten Gemeinden damals sind zwar noch weit von dem uns bekannten System Kirche entfernt, aber gemeinsame Grundmerkmale scheinen doch auf: Kirche ist vielfältig und vernetzt. Und wir leben davon, uns in der Vielfältigkeit als Gemeinden wertzuschätzen und zu unterstützen.
Als Auslandsgemeinde spüren wir den Austausch besonders: Menschen suchen Gemeinde da, wo sie leben. Sie finden für eine Zeitlang Unterstützung, Stärkung, Heimat – dann ziehen sie weiter. Die guten (und weniger guten) Erfahrungen mit Kirche nehmen sie mit an ihre nächsten Orte. Ich schaue mir an, in und mit welchen Gemeinden ich schon gelebt habe. Sie haben meinen Glauben geprägt, mein Leben ermöglicht – und umgekehrt. (Mit all dem, was sicher auch schwierig war). Ich staune über so viele ‚Evangeliums-Orte‘ und danke Gott für diesen Reichtum.
Wer singen mag: 268 Strahlen brechen viele
Die Gnade unseres HERRN Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geises sei mit euch allen.
Für Freitag 08. Mai
Liebe Schwestern und Brüder, wir gehen mit der Morgenlesung noch einmal zurück in die Passionsgeschichte, weil wir uns im Glauben immer irgendwo zwischen Weihnachten, Karfreitag und Ostern bewegen. Mal ist der Jubel unserem Herz näher, mal eher die stille Zeit.
Heute steht die Lesung bei Johannes 19,1-7 Seht!
Seht, der Mensch! – sagt Pilatus. Wer diesen Menschen wirklich ansieht, dem kommt nicht der unversehrte Körper vor Augen, sondern ein Mensch in Not, geschlagen und verwundet. So steht Christus vor Pilatus. Ihr seid der Leib Christi, schreibt Paulus im 1.Korintherbrief. Wir sind Leib Christi, unsere Gemeinde in Budapest und alle, in denen ihr sonst zu Hause seid. Wir reden zu anderen Zeiten sehr gern von Gemeindeaufbau und –wachstum. Doch dieser gegenwärtige Leib Christi ist nun, wie damals der Leib Christi, verwundet, geschwächt, zerrissen und verstreut. Wir sind unsicher, wann wir denn als Gemeinschaft wieder zusammen kommen. Wir sind ratlos, weil wir ahnen, dass vertraute Begegnungen und Abläufe sich ändern werden. Wir wissen nur nicht, wie diese Belastung, Isolation, Gottesdienstlosigkeit uns verändern werden. Jesus, der geschlagene Mensch, wusste von seiner großen Verwandlung auch noch nichts –und ging doch weiter.
-->Ich gehe jetzt ins Gebet. Christus ist an meiner Seite und ich sehe an: die Gemeinde, mit der ich lebe, die Menschen, mit denen ich im Glauben unterwegs bin. Ich halte Gott hin, wer und was mir fehlt. Und ich bitte um seinen Geist für diese Gemeinschaft.
Wer singen mag: 644 Selig seid ihr (Ausgabe Bayern + Thüringen)
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Er ist der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes.
Er tröstet uns in aller unserer Not, damit wir auch trösten die können, die in Not sind.
Weil wir ja selber getröstet werden von Gott. 2.Korinther 1,3
Für Mittwoch 06. Mai
Die Lesung steht bei Johannes 8, 31-36
Wahrheit und Freiheit. Wie gehören sie zusammen? Bist du frei? – Die Zuhörenden damals sind geradzu entrüstet über das Ansinnen Jesu, Freiheit suchen zu sollen. Als selbsbewusste Nachfahren Abrahams sind sie selbstverständlich frei. Punkt. Haben sie etwas übersehen in ihrer Selbstverständlichkeit? Bist du frei? - Mich fragt man das in der Quarantäne besser nicht. Wenn solche Zwangssituationen (Corona bietet ja auch noch andere) Unfreiheit so drastisch uns vor Augen führen - gibt’s eine Freiheit im Eingesperrtsein? „Die Wahrheit wird euch frei machen.“ Sagt der, der sich auskennt mit Unfreiheit, Lüge und Halbwahrheiten, guten und weniger guten Bindungen, Verletzungen und Trauer. Davor die Auen veschließen, bezeichnet er als Sünde. Das ist etwas, was von Gott trennt.
Welche Wahrheit über mich sehe ich, wenn Grenzen und Einschränkungen mir zu schaffen machen? Welcher Sehnsucht werden die Flügel beschnitten? Und was hält mich davon ab, Gott nahe zu sein? Ich kann das im Blick Christi anschauen.
--> Christus, mein Bruder, das erzähle ich dir jetzt im Gebet. Ich bitte dich: Hilf mir, meine eigenen Gefangenschaften anzusehen, damit ich mit mir frei leben lerne. Amen
Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Herzliche Segensgrüße eure/Ihre Barbara Lötzsch
Für Freitag 01. Mai
Die Morgenlesung steht bei Lukas 23, 50-56
Ich weiß, diese Zeilen kommen erst am Abend. Ihr könnt ja mit diesen Worten auch zurück schauen auf den Tag. Ich war heute damit beschäftigt, von Berlin nach Budapest zurück zu reisen. Alles in allem keine sehr erfreuliche Prozedur: verzweifelte Menschen am Schalter. Abgewiesen, weil sie zwar ein Ticket, aber keinen entsprechenden Pass hatten. Sie wollten nach Hause, sie wollten zu ihren Jobs – was wir eben brauchen. Aber sie durften nicht. Die Flughafenmitarbeiter*innen ratlos, irgendwann genervt. Doch auch das habe ich heute erlebt: Menschen, die in dieser belastenden Situation weiterhalfen, durch eine Geste, ein Lächeln, eine Übersetzung – sie taten, was eben dran war, naheliegend, menschlich. Josef von Arimatia hatte sein Grab verborgt, es war ja eines nötig. Zumindest diese Sorge konnte er den Angehörigen und Freunden nehmen. ‚Und siehe‘ heißt es im Text – siehe, es gibt diese Menschen. Hinsehen musst du. Und vielleicht kann ich ja selbst so eine sein: Siehe! Mein Josef war heute der Besitzer eines meiner Lieblingscafés in Budapest. Ich bin in häusliche Quarantäne geschickt. Mutlos schleiche ich nach Hause. Da sehe ich: Leute vorm offenen Café und 2 Tischlein draußen! Ein Espresso und ein Quiche – und die freundliche Einladung des Wirts ‚Alles geputzt hier.‘ – So weit kann Auferstehung doch gar nicht weg sein.
Für Mittwoch 29. April
Die heutige ökumenische Bibellese aus dem 1. Petrusbrief (und die vom kommenden Freitag) halte ich nicht für geeignet zur persönlichen Betrachtung. Sie sind dringend sozialgeschichtlich einzuordnen – und eher für den Austausch in der Gruppe sinnvoll.
Ich weiche daher aus auf die Morgenlese: Johannes 17,20-26
Kurz vor seiner Gefangennahme klärt Jesus im Gebet die Verhältnisse: Er ist Teil von Gott, Gott von ihm, die Jünger wiederum sind ebenso Teil dieser Verbindung. Kurz vorm Gehen stärkt er noch einmal die Zusammengehörigkeit seiner Leute.
Es rührt mich sehr, dass Jesus dabei weiter schaut – und uns im Blick hat. Christ*innen aller Zeiten und Orte sind ihm ihm verbunden, wir auch.
Ich stelle mich heute im Gebet bewusst in diese Gemeinschaft hinein – ich spüre dieser Kraftquelle in den Zeiten der Vereinzelung nach.
Ich kann auftanken, weil ich den Namen Christi kenne. Ich kann diesen Namen beten mit der alten Tradition des Herzensgebetes.
Immer wieder mit dem Ein- und Ausatmen verbunden: Einatmen: Herr, Jesus Christus Ausatmen: Erbarme dich (meiner) -- Denken muss ich dabei nichts.
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 406 Bei dir Jesu, will ich bleiben
Für Freitag 24. April
1. Petrusbrief, 1, 13-16
Er könnte an uns gerichtet sein, dieser Brief: an Glaubensgeschwister ‚in der Zerstreuung‘, die gegenwärtig eine bedrückende Situation erleben. (1,1) Wir können uns in dem, was die Auswirkungen der Krise sind, nicht leibhaftig gegenseitig stärken.
Was ist zu tun in dieser Situation?
Im Brief lese ich: bereit sein, einen klaren Kopf behalten und heilig eben.
· Wofür soll ich heute bereit sein? – Gottes Gegenwart wahrzunehmen, dem Auferstandenen zu begegnen in meiner eingeschränkten Gegenwart.
Für Christus ist die ‚Zerstreuung‘ sicher kein Hindernis, eher für mich. Aber ER kann ja durch Türen gehen.
· Was meint ‚einen klaren Kopf behalten‘? – Nüchtern unterscheiden zwischen dem, was derzeit wichtig ist und den Nebenschauplätzen. ‚Mit oder ohne Maske?‘ scheint mir, wenn ich nicht selbst besonders gefährdet bin oder an solchen Punkten arbeite, eine Nebenfrage.
Wie weit und wie lange wir unsere Arbeitsmöglichkeiten und Grundrechte runterschrauben, auch die in Religionsfragen – und das nahezu kommentarlos zulassen – scheint mit eine Hauptfrage. Wovor fürchten wir uns? Und wie sieht unsere Hoffnung aus?
Nein, ich bin nicht der Meinung, dass Gesundheit das höchte Gut ist,
sondern dass, das wir:
· heilig leben. - Es geht nicht um Vollkommenheit, wir sind Menschen. Aber in jeder Situation um die Orientierung auf Christus hin bitten, das möchte ich. Dieser hat uns aufgetragen:
Gott lieben, die Nächsten und mich selbst.
Diese Balance übe ich heute: zwischen Selbstliebe und der zu meinen Mitmenschen und Gott.
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 419 Hilf, Herr meines Lebens
(Und Für Sonnabend, 25. April: 1. Petrusbrief 1, 17-21)
Für Mittwoch 22. April
1. Korinther 16, 13-24
Vor 2000 Jahren hält Paulus Kontakt zu den weit verstreuten und eher kleinen christlichen Gemeinden, indem er Briefe schreibt. Wir haben heute noch weitere Kommunikationsmittel – tun aber in Zeiten der Trennung genau dasselbe: Kontakt halten. Wir spüren, wie gut das ist, aneinander Anteil zu nehmen und zu geben. Am Schluss seines 1. Schreibens an die Gemeinde in Korinth listet Paulus ein Sammelsurium auf. Er ermahnt, im Glauben wach und stark zu bleiben, er bittet für konkrete Menschen, er grüßt hin und her. (Er verflucht die, die nicht auf Christus vertrauen – das ist definitiv kein gutes Beispiel!) Was schreibe ich eigentlich derzeit unter meine Mail, sms, whatsapp und Sonstiges? Was höre ich gegenwärtig, wenn ich mich leibhaftig von Menschen verabschiede? ‚Bleib gesund!‘ - gerne mit dem Zusatz ‘ Gesundheit ist ja das Wichtigste!‘ Oder: ‚Pass auf dich auf!‘ Von Paulus hören wir hier so etwas nicht. Sondern Sorge für die Glaubensgemeinschaft und Festhalten am Glauben – das legt der den Geschwistern nahe. Das möchte ich heute versuchen: Den Blick von mir wegwenden, die Selbstsorge und Selbstangst zurückstellen und Fürbitte halten für andere. Das Ganze im Vertrauen, dass Gott es ist, der für mich sorgt. Und wenn ich einen Gruß schreibe, dann vielleicht so: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit dir!
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 258 Zieht in Frieden eure Pfade
(Und Für Donnerstag, 23. April: 1. Petrusbrief 1, 1-12)
Gesegnete Auferstehungszeit wünscht euch/Ihnen Barbara Lötzsch
Für Freitag 17. April
1. Korinther 15, 29-34
Auferstehung geht weiter. Paulus wirbt leidenschaftlich für seinen Glauben, der in der Anerkenntnis gründet: Christus ist auferstanden. Aber jetzt dreht sich der Blickwinkel: Bisher haben wir gesucht, gefragt, geübt: Wo finde ich Auferstehungszeichen? Was hilft mir, Auferstehung zu glauben? Jetzt steht die Frage anders: Erkennen die Nächsten an meinem Leben, dass Christus auferstanden ist? Wie lebe ich als Zeugin der Auferstehung? Auferstehung geht weiter und sie braucht jetzt meine Person und mein Leben. Welche Zeichen, welche Worte sind es in diesen Wochen? Zeichen, die Menschen einladen zu glauben: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 389 Ein reines Herz, Herr, schaff in mir
(Und Für Sonnabend, 18. April: 1. Korinther 15, 35-49)
Für Mittwoch 15. April
1. Korinther 15, 12-19
Paulus argumentiert logisch. Mit Logik kommen wir zwar Auferstehung nicht bei, denn diese ist kein innerweltlicher Vorgang. Logik kann dennoch im Glauben durchaus helfen, Konsequenzen zu bedenken. Und da ist Paulus klar: Dreh- und Angelpunkt christlichen Glaubens ist die Auferstehung. Lehne ich diese ab, bleibt für Jesus die moralische Vorbildrolle übrig. Die ist nicht schlecht, nur geht sie am Kern des Glaubens vorbei. Auferstehung also. Was aber ist diese? Die Bibel ist hier sehr zurückhaltend. Nirgendwo wird beschrieben, wie Jesus aufersteht. Man kann sich das ‘Jesus ist aus dem Grab gestiegen.‘ bildlich vorstellen, muss es aber nicht. Was beschreibbar ist, ist die Erfahrung von Menschen: ‚Ich habe Christus bei mir gespürt.‘ Die Jünger fühlen sich getröstet, sie können mit ihm sprechen, ihn sogar berühren, sie erfahren ihn anwesend beim Brotbrechen, er ist mitten unter ihnen, als sie am See Genezareth sind. Alles das geschieht nach der Kreuzigung, als das Leben längst weitergegangen ist. Darum kann man die Klärung der Frage ‚ob oder ob nicht?‘ probehalber überspringen und statt dessen auf die Wirkung schauen. Ich frage: In welchen Momenten meines gegenwärtig eingeschränkten Lebens erfahre ich die Kraft des Auferstandenen? -- Dieser Sprung ist Glauben.
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 115 Jesu lebt, mit ihm auch ich
(Und Für Donnerstag, 16. April: 1. Korinther 15, 20-28)
Für Mittwoch 8. April
Markus 15, 1-15
Dass Pilatus sich aus der Verantwortung stehlen will, ist schäbig, aber nicht neu.
Dass im Hintergrund Einflussreiche die Strippen ziehen - auch bekannt.
Wer mir Angst macht, sind die Massen. Die gerade noch ‚Hosianna‘ gerufen haben,
nun fordern sie seine Kreuzigung. Verführbar und damit mächtig, so erscheinen sie. Manipulierbare Masse.
Was hilft mir, mich den lauten Rufen oder leisen Einflüsterungen zu widersetzen?
Oder wenigstens zu erkennen, wessen Stimme ich Gehör schenke?
In der Geschichte damals wäre es der Blick auf und die Solidarität mit Jesus gewesen:
Er wird geopfert, damit das System erhalten bleibt. Wenn Menschen zu Opfern gemacht werden,
damit andere überleben können, dann ist etwas faul.
Opfer kann ich freiwillig bringen – dann ist es ein Geschenk aus Freiheit. Aber Opfer sind nicht einklagbar.
Niemand kann sie von mir verlangen – und ich von niemanden. Noch nicht einmal Gott tut das.
Es ist und bleibt immer der wache Blick auf die, die gerade verlieren, der mich schützen
kann vor der Verführbarkeit.
Erhalte mir, Gott, den wachen Blick auch in der Not, auch in bedrängenden Situationen.
Lass mich auf dein Kreuz schauen.
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 419 (Bay./Thü.) Hilf, Herr meines Lebens
(Und Für Gründonnerstag, 09. April: Markus 14, 43-52)
Am Karfreitag gibt es keine Impuls zur fortlaufenden Bibellese (Mk 15,24-41), dafür um 15 Uhr eine Andacht aus der Kapelle (nachlesbar hier).
Für Freitag 3. April
Markus 14, 32-45
Jesus geht beten. Beten geht überall. Aber jetzt, in dieser aufgeladenen Situation,
braucht Jesus einen Rückzugsort, einen Schutzraum für sich. Noch einmal anhalten,
bei sich und Gott bleiben, sich nicht überrollen lassen.
Drei Freunde nimmt er mit. Das rührt mich an: Jesus braucht sie. Jesus, der Gottessohn, braucht Beistand. Gottes Beistand - und den der Menschen auch, damit die Angst nicht über ihm zusammenschlägt und ihn verschlingt.
Ich setze mich in Gedanken zu den Jüngern. Jesus hat auch mich gebeten, bei ihm zu bleiben: wach, anwesend mit meiner Geistes- und Herzensgegenwart. Ich habe das verstanden. Und ich spüre doch, wie müde ich bin. Müde von allen Ausnahmeerscheinungen, Nachrichten, Aufregungen, vom Entscheiden-Müssen Ich bin müde vom Nicht-Normalen. Ich spüre, wie meine Kraft angegriffen ist. Und ich verstehe den Wunsch: schlafen, vergessen. Ins Bett gehen ist derzeit wenigstens halbwegs normal. Der Spuk soll vorbei sein, wenn ich aufwache. Aber als ich aufwache, steht Jesus neben mir. Dreimal macht er das bei den Jüngern, auf ihn ist Verlass.
Im Gebet bitte ich um die Kraft auszuhalten: Unsere Situation, meine Sorge und meine Kraftlosigkeit.
Jesus steht ja neben mir.
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 700 (Bay./Thü.) Bleibet hier und wachet mit mir
(Und Für Sonnabend, 04. April: Markus 14, 43-52)
Für Mittwoch 1. April
Markus 14, 17-25
Jesus isst mit seinen Freunden, ein letztes Ma(h)l. Judas wird ihn verraten, jetzt jedoch sitzt er mit am Tisch. Einer aus der Runde. Der Evangelist Markus geht hart mit Judas ins Gericht: "Es wäre besser, er wäre nie geboren!" Ich möchte nicht, das Jesus das sagt. Weil ich mich kenne, weil ich uns erlebe: Wir sind sehr wohl in der Lage, Jesus auszuliefern. Judas war mit Geld zu haben oder mit der Aussicht auf Ruhm oder schlicht mit der Hoffnung auf Klärung der Verhältnisse. Und ich: Was bringt mich in solche entweder-oder Situationen?
Doch wohin sollten wir uns bergen, wenn nicht unter Jesu Kreuz? Wohin sollte Judas, wenn nicht an diesen Tisch?
Ich flüchte zu den anderen Evangelien (Mt26; Joh 13). Sie kennen den Verrat wohl, aber dort wirft Jesus den Verräternicht aus der Gemeinschaft. Er behält ihn als abgrundtief Schuldigen in seinem Blick, Brot und Wein, Jesu Leben, Sterben und Auferstehung - das ist auch für ihn bestimmt.
Ich rufe mir eine meiner letzten Abendmahlsfeiern in Erinnerung. Ich stelle Judas in diesen Kreis dazu - neben mich. Wir empfangen beide Brot und Wein.
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 697 (Bay./Thü.) Meine Hoffnung und meine Freude (überhaupt: Taizé-Lieder lernen ist eine gute Sache, die finden sich auch auf youtube)
(Und Für Donnerstag, 02. April: Markus 14, 26-31)
Für Freitag 27. März
Markus 13, 24-27
Reichen die Hiobsbotschaften immer noch nicht? Passion ist anstrengend. Die Passion Christi und unsere auch:Grundfesten, Grundordnungen des Lebens werden erschüttert - und wir gehen damit sehr unterschiedlich um: Aktionismus, Rückzug, Gärtnern, Kochen, Hamstern, dabei Bleiben - vieles ist möglich, um irgendwie durchzukommen und den Leidensdruck auszuhalten.
Die Bibel lenkt unseren Blick und unsere Hoffnung auf Christus, besonders in den Zeiten, die wir als bedrückend oder beängstigend erleben: Der Menschensohn (ein Wort für Christus) wird kommen. Kein Fleckchen dieser Erde ist seiner guten Macht entzogen, überall hin schickt er seine Engel, auch in meine Abgeschiedenheit. Dafür das Kreuz, dafür Passion - damit keine Situation mehr ohne IHN ist - und wir das glauben können.
Ich möchte mich in diese Macht bergen und vertrauen: Ostern wird, ob ich das nun allein oder mit der versammelten Gemeinde feiern werde. Seid der Taufe trage ich im Leben, im Sterben und darüber hinaus den Namen dessen, der Macht hat über Himmel und Erde.
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 362 Eine feste Burg ist unser Gott
(Und Für Sonnabend, 28. März: Markus 13, 28-37)
Für Mittwoch, 25. März
Vorwort: Der Text ist wahrscheinlich nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. entstanden.
Immer ist er Glaubenszeugnis für die, die ihn lesen. Also heute für uns.
Markus 13, 1-13
Ein verstörender Text – kein Wunder in der Passionszeit.
Er ist eine Zumutung – wie das eingeschränkte Leben derzeit.
Chaos erlebe ich gerade: Nichts geht mehr so, wie ich es kenne. Mein Gefühlshaushalt ist angegriffen, ich weiß nicht, wie lange das dauert.
‚Aber das ist nicht das Ende‘ sagt Jesus. ‚Es ist der Anfang.‘
Aha, Perspektivenwechsel: Jeder Tag ist die Chance, mein Leben mit Christus zu beginnen.
Auch die schwierigen Tage. In dem, wie es wird – und jetzt ist – verkündige ich als Person Gottes gute Nachricht. Jetzt tue ich das also im Ausnahmezustand: mit meinem Reden, Schweigen, Fürsorgen, aber auch mit meiner Unruhe und Angst.
Segne mich, Christus, dass ich mit diesem Tag von dir erzähle – den Menschen, mit denen ich heute zusammen lebe, die ich anrufe oder in einer Videokonferenz sehe.
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 369 Wer nur den lieben Gott lässt walten
Übrigens: Wir können uns schon ein bisschen auf Weihnachten freuen, hilft vielleicht:
Heute ist Mariä Verkündigung.
(Und Für Donnerstag, 26. März: Markus 13, 14-23)
Für Freitag, 20. März
Markus 12, 28-34
Das Wichtigste? Liebe mal drei. Drei mal Beziehung. Jesus verweist Menschen und Gott aneinander auf seinem Weg, der ans Kreuz führt – für uns zum Leben.
Wie sieht es mit meinem Lieben aus in diesen Tagen?
Meine Liebe zu Gott. – Liebe braucht Pflege, auch meine Liebe zu Gott. Heute pflege ich diese Liebe. Ich frag im Gebet, was Gott heute von mir möchte.
Meine Liebe zu mir. – Wenn ich heute in den Spiegel schaue, mit allen Sorgenfalten und aller Herzangst darin, sag ich mir das selbst: NN, ich liebe mich. (und halte das aus)
Meine Liebe zu meinen Mitmenschen. - Das ist gerade etwas schwieriger, man sieht sich so selten. Dafür kann ich: intensiv für sie beten, anrufen und ein Lied vorsingen, ein Kuchenrezept verschicken….
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 408 Meinem Gott gehört die Welt
(Und Samstag , 21. März wäre dran: Markus 12, 35-37)
Für Mittwoch, 18. März
Markus 12, 13-17
Wem steht was zu?
Die Münzen tragen das Bild des Kaisers, sein Stempel ist aufgedrückt – also gehört dieses Geld dem Machthaber.
Wichtiger aber ist das:
Ich selbst, so sagt es die Bibel, trage, ja bin Gottes Bild.
Darum gehöre ich zu Gott.
Was bedeutet das für mich? Wie fühlt sich das an in dieser unruhigen Zeit, in der so viele und vieles mein Leben fremd bestimmen?: Ich trage Gottes Bild!
Liedvorschlag: Evangelisches Gesangbuch Nr 401 Liebe, die du mich zum Bilde
Gott segne euch!
Ihre/eure
Barbara Lötzsch