Arbeitseinsatz in Budapest im Dezember 2023

Am 02.12. haben drei Gemeindemitglieder auf Einladung der holländischen Embrace-Stiftung in Kőbánya bei den Renovierungsarbeiten einer kleinen Wohnung geholfen. Die Stiftung hat diese von dem X. Bezirk zur Verfügung gestellt bekommen. Nach einer Renovierung mit Unterstützung von dem Bezirk und weiteren Partnern darf die Stiftung nach Beendung dieser Arbeiten über die Wohnung verfügen. Die Stiftung hat vor, die Wohnung als eine Übergangswohnung zu benutzen für Menschen aus dem Weg aus der Obdachlosigkeit in das selbständige Leben. Erfahrungen wurden schon einige Strassen weiter in einem Obdachlosenheim der baptistischen Kirche gesammelt. Aus dieser Einrichtung wird wohl der erste Bewohner (ein junger Mann, der seit Jahren auf der Strasse gelebt hat) einziehen. Es wird noch gern weitere Hilfe angenommen: sowohl als Arbeitskraft als auch in Form von Einrichtungsgegenständen oder anderen Spenden. Bei Interesse oder Fragen darf gerne Sebastian Wulf in der Gemeinde angesprochen werden.23sozial

 

Miskolc im Mai 2022

Bilder im Kopf: Wir - die Privilegierten aus der Hauptstadt - sind wieder mit Spielzeug und Süßigkeiten gekommen. Zur Zeit sind ca. 15 Kinder im Heim, es können auch 40 werden. Alle Kinder sind im Hof, immer noch geflickter Asphalt und zwei Wiesen, auf der einen der Rest eines Spielplatzes:

Die Schaukel aus Metall, rot gestrichen vor langer Zeit, ist noch intakt. Im Sandkasten wächst Gras. Bei der Wippe fehlt eine Sitzfläche. Die Rutsche ist nicht benutzbar, ein Stück der Rutschfläche ist gebrochen. Ich denke an die Kinderkrippe in Budapest, deren Hof ich sehe, wenn ich zur Arbeit gehe. Dort sind die Spielgeräte aus Kunststoff, in verschiedenen Farben. Hier wären sie nach einer Woche kaputt. Hier braucht man stabiles Metall. Mindestens so stabiles Metall wie das, aus dem die Gitter vor den Fenstern bestehen.

Heute sind 3 Erzieherinnen da, je eine für die drei Gruppen: Kindergartenkinder (3-5/6 Jahre), Jungen (6-18 Jahre), Mädchen (6-18 Jahre).

Da ist ein Junge, ca. 8 Jahre alt. Beide Eltern sind gestorben. Jetzt malt er mit Straßenkreide auf dem Asphalthof. Und dann gibt es ein kleines Mädchen aus der Kindergartengruppe. Sie war schon einmal in einer Pflegefamilie. Man hat sie zurückgebracht. Umtausch ausgeschlossen, Rückgabe möglich. Einer der Großen, ein hübscher Junge, möchte Pornostar werden. Wenn er sich gut durchsetzen kann, hart genug ist, kann er es auch zum Zuhälter bringen. Viele Kinder haben harte Gesichter. Ich denke: Einige von ihnen sind in 10 Jahren im Gefängnis. Und wir können nichts dagegen tun. 99% der Kinder haben das fetale Alkoholsyndrom. Nicht alle Kinder können lesen. „Lern mal lesen,” sagt ein größerer Junge zu einem großen Jungen. Die Süßigkeiten, die wir mitgebracht haben, gibt es erst nach dem Abendessen. „Sonst essen die Kinder das Abendessen nicht,” sagt eine Erzieherin. Ein großer Junge beschwert sich, dass es nicht genug zu essen gibt. „Doch,” sagen die Erzieherinnen. Sechsmal am Tag. Frühstück, zweites Frühstück, Mittagessen mit Nachschlag, eine Zwischenmahlzeit am Nachmittag, Abendbrot und nach Wunsch noch einmal etwas um 20 Uhr. Wahrscheinlich sehnen sich die Kinder nach etwas, was wir uns gönnen können: eine Pizza, Gyros, etwas, was man sich aussuchen darf.

Bild Miskolc

Heute Nachmittag gibt es für jedes Kind ein Hörnchen. Weißmehl mit nix. Aber wenigstens werden die Kinder satt. In armen Roma-Familien sieht das manchmal anders aus: Nicht jeden Tag gibt es Brot, oft existiert kein Klo, sondern nur eine Ecke im Hof und nicht jedes Kind hat ein Bett. Hier lernen die Kinder eine Tagesstruktur. Was man machen muss, um zu (über-) leben. Putzen, waschen, duschen, sich die Zähne putzen, in die Schule gehen, das muss man zum Teil erst einmal lernen. Zum Spielen bleibt da wenig Zeit. Die Erzieherinnen wünschen sich Spielgeräte für den Spielplatz: eine Nestschaukel, eine Rutsche für die Kleinen. Die Leiterin ist heute nicht da. Ich hätte sie gerne gefragt, was das Heim braucht. Aber sie äußert sich dazu nur verhalten, wenn wir sie danach fragen. Ob sie sich wegen der Armut des Heimes schämt? Aber dafür kann sie ja nichts, das ist ein staatliches Heim und damit finanziell vom Staat abhängig. Oder möchte sie die Regierung nicht kritisieren mit Forderungen für das Heim?

Die Kinder fahren mit dem von der Gemeinde (eigentlich von einem freundlichen Ehepaar aus Frankreich) gespendeten stabilen Metallroller über den Hof. Alles muss unkaputtbar sein. Einige Mädchen knüpfen Freundschaftsbändchen, einige ältere wollen reden, aber viele von unserer Gemeinde sprechen nicht ungarisch. Alle Kinder bekommen einen Flummi und etwas, mit dem man Seifenblasen machen kann. Ich spiele ihnen etwas auf der Mundharmonika vor. Sie möchten auch mal. Mit Taschentüchern und Desinfektionsspray darf jeder mal versuchen, Musik zu machen. Einige Kinder sind sehr geschickt. Eine durchschnittliche Mundharmonika kostet 5000 Forint, also ca. 13 Euro. Ich würde am liebsten jedem Kind eine Mundharmonika schenken, auf der ganz dick der Name des Kindes steht. ICH KANN DAMIT ETWAS MACHEN. ICH KANN DAMIT MUSIK MACHEN. ICH KANN…

Das „Ich kann…” fehlt den Kindern völlig. Bei vielen wird das auch so bleiben. Nachmittage wie dieser sind nur ein Sahnehäubchen auf einer Scheibe harten Brotes. Macht das überhaupt Sinn? „Brich dem Hungrigen dein Brot.” heißt es in der Bibel. Oder teil deinen Kuchen, deine Zeit, deine Empathie. Mach’s einfach.  (Text und Bild: Ulrike Schilling)

 

Bau eines tiny house für obdachlose Paare im Herbst 2020

Seit Anfang September waren viele fleißige Hände am Werk und haben mit handwerklichem Geschick und Improvisationsgabe ein Tiny House entstehen lassen. Ungefähr ein viertel Jahr lang waren samstags und manchmal auch mitten in der Woche die Arbeitseinsätze. Begonnen hat das Ganze mit einem großen Berg Material (insbesondere Holzbalken und Bretter) und aus den Plänen von unserem Bauleiter Douwe ist Schritt für Schritt ein ansehnliches Häuschen mit Vorraum und zwei Schlafräumen für obdachlose Paare entstanden. Von unserer Gemeinde hat Erik den Organisationshut aufgehabt und immer wieder motiviert und zu den Arbeitseinsätzen eingeladen. Noch im Advent kann das fast fertige Haus an den Verein Utcafront übergeben werden, so dass unter ihrer Regie die Restarbeiten im Innenbereich gemacht werden können. Ein ganz dickes Danke geht an alle Mitwirkenden unserer Gemeinde, das sind Lina und Annegret, Tabea und Benedikt, Erik, Robert, Martin, Frank und Christoph. Zudem gab es noch weitere fleißige Unterstützer: Malte, Benjamin, Peter,András und nicht zu vergessen Douwe und Michel.

tinyhouse bau

Planer und Organisatoren sind die Embrace Stiftung (http://stichtingembrace.nl/ ), Betreiber ist Utcafront (http://utcafront.hu/index.html ), die Organisation der ungarischen Baptisten für Obdachlosenhilfe.