"Das hier ist nicht nur eine Kirche. Es ist eine Heimstätte"

Ehepaar SoppWalter Ulbricht trägt eine Mitschuld daran, dass Monika und László Sopp heute in Budapest leben und Mitglieder unserer Gemeinde sind. Kennengelernt haben sich die beiden 1963 in Dresden, wo der damals 23-jährige Ungar László Maschinenbau studierte und die 20-jährige Sächsin Monika im Textilgroßhandel arbeitete. Die Hochzeitsglocken läuteten rund ein Jahr später, am 28. November 1964, aber nicht in einer evangelischen Kirche. „Meine Mutter war so katholisch, dass sie mir gesagt hat: ‚Ich komme nicht zu deiner Hochzeit, wenn du nicht in einer katholischen Kirche heiratest’“, erzählt László. Der Sohn beugte sich. Noch vier Jahre lang lebte das junge Ehepaar anschließend in der DDR, bevor es die mittlerweile dreiköpfige Familie Sopp in Lászlós Heimatland zurückzog, zunächst nach Budakeszi. Eben wegen Walter Ulbricht. „Dessen Politik habe ich damals entfliehen wollen“, sagt László. Und Monika? „Ich bin meiner ersten großen Liebe gefolgt.“

Ungebrochenes Engagement ...

In den ersten Ungarn-Jahren hatte vor allem László nicht viel Zeit für Kirche. Er arbeitete erst bei einer amerikanischen, dann bei einer schweizerischen Firma, machte sich schließlich selbstständig, leitete bis 1998 eine Druckerei. Monika arbeitete im DDR-Zentrum. Dort lernte sie nicht nur Ungarisch, sondern auch diejenigen kennen, die die geistigen und körperlichen Grundsteine für eine deutschsprachige evangelische Gemeindearbeit legten: unter anderem die Pfarrer Albrecht Friedrich und Dr. Árpád Zsigmondy, die sich alle aber nur nebenamtlich um die deutschsprachigen Gemeindeglieder kümmern konnten. „Hier hat mir die Kirche gefehlt. Und aus der EKD hieß es damals:  ‚Wenn Sie einen Pastor haben wollen, müssen Sie eine Gemeinde gründen’“, erinnert sich Monika Sopp. Bis es dazu kam, verging bekanntlich nicht nur viel Zeit, sondern auch ein politisches System. Seit der offiziellen Gründung Ende 1993 engagiert sich vor allem Monika Sopp ungebrochen. Früher im Kirchengemeinderat („ich habe mich darum gekümmert, die Kapelle zu schmücken, und für die Finanzen war ich auch verantwortlich“), seit 15 Jahren bis heute im Chor, in dem auch László singt. Und dazu kommen die (scheinbaren) Kleinigkeiten wie die Lebbencs-Suppe, die beide jährlich zum Mitarbeiterdankabend spendieren, oder der Glühwein, den sie mit zum Martinsumzug bringen.

… in der geistigen Heimat

Aus ihrer Familie sind nicht nur Monika und László Sopp hier als „Gemeindegesicht“ bekannt. Ihre Enkelkinder sind von Pfarrer Dietrich Tiggemann getauft und von Pfarrer Johannes Erlbruch konfirmiert worden und nahmen jahrelang zur Freude der Großeltern am Krippenspiel teil. „Es war unser größter Wunsch, dass die Kinder etwas vom Glauben mitbekommen“, sagt das Ehepaar.
Heute ist Monika Sopp 71 Jahre alt, László 74. Ein Alter, in dem manch einer gerne den Spruch vom alten Baum zitiert, den man nicht mehr verpflanze. Anders die Sopps: „Unser Traum wäre es, wieder in Dresden zu leben“, sagen die beiden. Und das Haus am Balaton, das gebe es außerdem noch.
Geistige Heimat bliebe die deutschsprachige evangelische Gemeinde Budapests den Sopps aber wohl immer. „So eine Gemeinde, die müssen Sie suchen“, zitieren die beiden einen Gottesdienstbesucher, der sich vor einigen Wochen entsprechend begeistert geäußert habe. Monika Sopp sagt, es sei ihr das wichtigste Anliegen, „all unseren Geistlichen einfach ‚Danke!’ zu sagen“ – egal ob sie Friedrich, Dr. Zsigmondy, Hechtel, Gémes, Brauckhoff, Tiggemann, Wellmer oder Erlbruch heißen. Gefragt, was für ihn das Besondere an unserer Gemeinde sei, meint László Sopp: „Hier ist der Pfarrer mein Freund.“ Ehefrau Monika fasst ihr Verhältnis in zwei kurzen Sätzen zusammen: „Das hier ist nicht nur eine Kirche. Es ist eine Heimstätte.“  

Matthias Langrock
(Ausgabe Januar/Februar 2015)